FREIWILLIGE FEUERWEHR OSNABRÜCK-SCHINKEL
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Einsatznachsorge in der Stadt Osnabrück

In diesem Beitrag möchten wir Euch die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) für Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, den Freiwilligen Feuerwehren, sowie den Hilfsorganisationen und der Polizei etwas näher vorstellen.

 

Unsere Kameradin Melanie G. ist seit 2001 Mitglied unserer Feuerwehr und seitdem erst in der Jugendfeuerwehr, nun in der Einsatzabteilung tätig. Zwischenzeitig war sie einige Jahre Jugendwartin. Melanie hat aus privaten Anlässen zur Notfallseelsorge gefunden. Sie besuchte über einen Zeitraum von etwa 1,5 Jahren im Haus Ohrbeck diverse Schulungen und Weiterbildungen.

 

Anfangs hat sie über die Kirche einen Zugang zur Notfallseelsorge (NFS) gefunden. Dort arbeitet der Pfarrer als NFS. Dieser begleitet mit seinen ehrenamtlichen Helfern, sowie der Gemeinde Betroffene bei aktuellen Krisensituationen und Schicksalsschlägen wie Suizid, Verkehrsunfällen, Todesfälle im häuslichen Bereich, bei schweren Verletzungen, Bränden sowie bei Gewaltverbrechen.

Hierbei sollen Angehörige, Zeugen und Unfallopfer stabilisiert und bei den akuten Prozessen unterstützt werden.

Hierzu können auch Einsatzkräfte nach belastenden Einsatzlagen zählen. Gerade im ländlichen Bereich ist es üblich, dass der örtliche Pfarrer die Einsatzkräfte besucht und betreut.

 

In Osnabrück gibt es seit 1997 den Arbeitskreis NFS. Dieser stellt eine Zusammenarbeit zwischen der evangelischen, sowie der katholischen Kirche und der Berufsfeuerwehr dar.

Seit der Gründung verzeichnet der Kreis ein stetig ansteigendes Einsatzaufkommen. Dies ist vor allem der steigenden Akzeptanz und dem offenem Umgang mit belastenden Ereignissen unter den Kameraden geschuldet.


Nun soll die PSNV im Bereich der Einsatznachsorge besser aufgestellt werden. Zukünftig soll es ein 12-köpfiges Team aus Mitgliedern der Berufsfeuerwehr, Freiwilligen Feuerwehr, dem Rettungsdienst und der Polizei geben. Ziel ist es, dass alle Mitglieder die selbe Ausbildung erhalten.

Hierbei werden die Grundlagen der Psychosozialen Hilfe und das CISM (Critical Inzident Stress Management) oder im Deutschen SbE (Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen) angewandt.

 

 

Um in diesem Team arbeiten zu können, sind folgende Eigenschaften hilfreich:

 

  • Belastbarkeit

  • Empathie

  • eine ruhige/beruhigende Ausstrahlung

  • man muss zuhören können

 

Im Fokus steht immer die betroffene Person!

Für Interessierte gibt es hier den Leitfaden zum Download:

Leitfaden PSNV der HFUK Nord + FUK Mitte
Leitfaden_PSNV_2016_final.pdf
PDF-Dokument [2.5 MB]
(c) NOZ

Osnabrücker Notfallseelsorge wird erweitert

18.01.2020 | Neue Arbeitsgemeinschaft wird am 22.11.2014 von der NOZ vorgestellt

Osnabrück. Die Notfallseelsorge in der Stadt und im Landkreis Osnabrück wird künftig um die Mitglieder des Malteser Kriseninterventionsteams erweitert. Diese Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) ist bislang einzigartig in Niedersachsen.

Sie sind die Seelenretter: Zur Stelle, wenn etwa ein Angehöriger nicht mit dem Tod des Nächsten fertig wird. Und sie sind vor Ort, wenn Menschen bei Unfällen und Katastrophen psychologischen Beistand benötigen. In Osnabrück und im Landkreis nehmen diese Aufgabe unterschiedliche Fachleute wahr. Zum einen speziell ausgebildete Pastoren und Diakone sowie Pastoral- und Gemeindereferenten der beiden großen christlichen Kirchen. Zum anderen Hilfsorganisationen, wie die Kriseninterventionsteams der Malteser.

Aus zwei Gründen haben sich nun die Notfallseelsorger aus dem christlichen Bereich und die der Malteser zur Arbeitsgemeinschaft PSNV zusammengeschlossen. „Die Kooperation soll für unsere Hauptamtlichen entlastend wirken, denn sie müssen momentan auf sehr vielen Handlungsfeldern ihren Dienst versehen“, sagte Superintendent Wolfgang Loos. Der zweite Anlass für die Bildung der Arbeitsgemeinschaft: Man will Doppelstrukturen vermeiden. Auch die Rettungsdienste entdecken mittlerweile diesen Bereich für sich, erläuterte der Vorsitzende der PSNV, Thomas Herzberg.

Mit dem Zusammenschluss sind jetzt in Osnabrück und im Landkreis insgesamt 50 Notfallseelsorger einsatzbereit. Für die Mitarbeit anderer Rettungsdienste sei man offen, so Herzberg.

Verständigt werden die jeweils in 24-stündiger Bereitschaft stehenden Seelenretter je nach Vorfall und Schadenslage vom Feuerwehrbereich der regionalen Rettungsleitstelle oder von der Polizei.

Offen ist die PSNV auch für Ehrenamtliche. Wer als Notfallseelsorger arbeiten will, muss eine Ausbildung in psychosozialer Notfallversorgung absolvieren. Sie umfasst 80 Unterrichtseinheiten und Praktika, sagte Birgit Spahn vom Malteser Kriseninterventionsteam. Vorab wird über Vorgespräche ein Screening vom Bewerber erstellt, sagte Joachim Wittchen, der Notfallseelsorge-Beauftragte der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. „Die Notfallseelsorge ist kein Arbeitsfeld, in das man eigene unbearbeitete Fälle einbringen kann. Damit tut man sich und den Hilfesuchenden keinen Gefallen.“

 

Weitere Infos zum Thema

 
(c) deutschlandfunkkultur.de

Da liefen nur noch die Tränen

18.01.2020 | Psychische Belastungen bei der Feuerwehr

Deutschland. Die Einsätze sind sehr belastend, doch psychologische Betreuung gibt es bei den freiwilligen Feuerwehren meist nicht. Zwei Feuerwehrmänner haben deshalb einen Instagram-Kanal eröffnet, um dort über das Erlebte zu reden. Die Resonanz ist gewaltig.

Der Pieper geht los. Rettungsassistent Hannes Weber eilt zum Einsatz. Mit dem Rettungswagen geht es abends in der Umgebung zu einem kleinen Mädchen. Sie ist krank und war in großer Gefahr. Hannes Weber versorgt die Kleine, anschließend wird sie ins Krankenhaus gebracht.

Es geht alles gut. Für Hannes Weber dennoch ein bleibendes Erlebnis, denn er hat eine Tochter im gleichen Alter.

„Dann bin ich nach Hause gekommen und konnte meine Tochter und meinen Sohn morgens noch begrüßen, bevor die zur Schule mussten. Dann sagte meine Frau: ‚Wir haben keinen Zucker mehr‘. Und ich muss morgens einen Kaffee trinken und ich hasse Kaffee ohne Zucker. Dann bin ich zu Netto und ich habe original Zucker in der Hand gehabt und komplett starr … Da liefen nur noch die Tränen und ich wusste in dem Moment gar nicht: Ey, was ist jetzt los?“

Der Rettungsassistent versucht, das Erlebte mit seiner Frau zu verarbeiten, und kommt dabei wieder zur Ruhe.

Professionelle Hilfe nutzen – für viele nicht leicht

Immer wieder passieren auch seinen Kollegen solche Einsätze. Doch nicht jeder hat eine Partnerin oder einen Partner, mit dem er oder sie darüber reden kann. Da kam immer wieder die Idee auf, öffentlich darüber zu sprechen.

„Das Reden ist das A und O, Schweigen ist da echt absolut fehl am Platz. Wir wollen da quasi als Vorbild fungieren und zeigen: Du musst das nicht in dich hineinfressen, das ist der falsche Weg. Der richtige Weg ist es, offen damit umzugehen und darüber zu reden, und das entweder mit Kameraden oder Kollegen. Oder halt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Das trauen sich natürlich viele nicht.“

Das Erlebte nicht in sich hineinfressen

Hannes und Ingo sind zwar keine Seelsorger und können auch keinen Psychologen ersetzen, aber sie geben mit ihrem Instagram-Kanal bulli_talk Anreize und Beispiele, was gemacht werden kann, um das Erlebte nicht in sich hineinzufressen. Und das findet Anklang, denn die Resonanz auf die Postings ist positiv.

„Firebrigade Germany“ schreibt zum Beispiel:

„Leider wird es noch immer in unserem Beruf als Schwäche angesehen, über Gefühle zu sprechen – ganz genau das Gegenteil ist der Fall: Nur wer stark ist, kann Belastendes aussprechen und nimmt es nicht mit, bis es einen selbst zermürbt, egal wie hart manche harten Kerle gerne nach außen tun.“

Und auch User „Kevinkpunkt“ reagiert auf die Postings der beiden Feuerwehrmänner, er kommentiert:

„Jeder, der sagt, ihm sei das egal und man sei schwach, wenn einem auch mal etwas nahegeht, belügt sich selbst. Einfach die Jacke hinhängen und nix mit nach Hause nehmen ... – so ein Quatsch. Belastende Einsätze sind für jeden ein Mitbringsel. Reden hilft! Ob mit Kollegen, Kameraden, Freunden, Familie oder sogar professionelle Hilfe. Wer offen redet, zeigt wahre Stärke. Wir sind alle nur Menschen und haben Gefühle.“

 

Bisher gab es für Ingo Paul und Hannes Weber sogar schon positives Feedback aus den Niederlanden, Österreich und der Schweiz – immer mit der Rückmeldung, dass es toll sei, wenn sie auf die Belastungen aufmerksam machen. Und dass es viel zu wenig Kameraden gebe, die die Seelsorge oder das Gespräch mit einem Psychiater nutzen.

Ingo Paul zum Beispiel muss immer wieder an ein Ereignis zurückdenken:

„Mein einschlägiges Erlebnis, was ich wirklich nie vergessen werde, ist Mittwoch, der 3. Juni 1998. Ich war noch ziemlich jung in meinem Beruf – und das war das Zugunglück von Eschede. Ich war beim Roten Kreuz in einer Rettungswache stationiert, die in der Nähe von Eschede lag, und gehörte quasi mit zu diesen ersten Fahrzeugen, die an dieser schlimmen Unfallstelle eintrafen. Und zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Konzepte, also wie man so eine große Stelle überhaupt bearbeitet. Es gab auch hinterher keine Seelsorge in dem Sinne.“

Weil es damals so viele Kameraden betroffen hat, wurden Gruppengespräche angeboten, um das Erlebte aufzuarbeiten. Für Ingo Paul war das eine große Hilfe, um mit den Bildern klarzukommen.

 

Heutzutage findet die Seelsorge im Einzelgespräch statt – natürlich herrscht dort Schweigepflicht. Auch in der Ausbildung der Wehren werden Belastungen besprochen.

„Man versucht da schon, offen und transparent mit diesem Thema umzugehen, was auch sehr gut funktioniert. Das heißt: Nicht nur die Einsatznachsorge ist wichtig, sondern auch die Einsatzvorsorge.“

Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr

Die Instagram Seite bulli_talk beschäftigt sich jedoch nicht nur mit Einsätzen, die einem nahe gehen. Die beiden Männer behandeln auch Themen wie Gaffer an der Unfallstelle oder: Wie erkenne ich einen Schlaganfall und wie gehe ich da vor? Und sie geben in Videos und auf Bildern Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr.

Der Instagram-Kanal bulli_talk heißt übrigens so, weil Hannes vor einem Jahr mit einem Bulli zu verschiedenen Wehren gefahren ist und dort Interviews geführt hat. Den Bulli gibts heute nicht mehr, aber der Name ist geblieben.

 

Ein weiterer Artikel zum Thema hat der DeutschlandfunkKultur am 20.09.2020 auf ihrer Internetseite bereitgestellt.

 

Artikel

 

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